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Um Unterrichtserfahrung zu sammeln ist es am Anfang des Yogalehrerdaseins ideal immer mal wieder eine Yogastunde zu vertreten. Allerdings ist es auch ein sensibles Thema, denn viele Schüler kommen extra in die Yogastunde eines bestimmten Lehrers. Umso wichtiger ist es auf einige Dinge zu achten:

5 to Dos: mit denen die Yogastunde als Vertretung super läuft

  1. Respekt vor dem Stammlehrer. Dass heißt: den Unterricht so gut es geht an die Kursbeschreibung anpassen. Nicht nur, was den Yogastil angeht, sondern auch die Gepflogenheiten. Es geht nicht darum den eigenen Stil komplett umzuwerfen, aber zumindest sollte man versuchen etwas auf die Linie des Stammlehrers zu rücken.
  2. Respekt vor den Schülern. Wenn Du für mehrere Wochen eine Yogastunde vertrittst, lohnt es sich den Yogalehrer direkt zu fragen, wie er die Stunden aufbaut und welche Elemente ihm wichtig sind. Denn die Schüler gehen ja aus einem bestimmten Grund zu ihm und es ist schön das auch zu berücksichtigen.
  3. Die richtige Intention wählen. Neulich stiefelte ein Vertretungslehrer nach mir in den Yogaraum, um sein Handy an die Musikanlage zu schließen. Als ich ihn leise daraufhinwies, dass der Lehrer normalerweise keine Musik spielt, raunzte er schroff: „Ist mir egal. Ich zieh mein Ding durch.“ Das hat mich umgehauen. Nicht weil ich schlimm finde, dass er Musik spielt, sondern es ging um die Haltung mit der er kam. Die Schüler sollten immer im Vordergrund stehen.

    Oft hilt es sich vor der Stunde nochmal mit seiner höheren Intention zu verbinden. Warum unterrichte ich und wie kann ich dies heute am besten weitergeben.

    Es ist auch nicht schlimm mal mit Musik zu unterrichten, wenn man eine Stunde von jmd. vertritt, der keine Musik spielt, aber die zu Grunde liegende Intention ist wichtig. Wer nur sein Ding durchzieht, ist als Lehrer immer auf dem falschen Platz.

  4. Nicht über den Stammlehrer oder seinen Yogastil lästern.  Vor einiger Zeit erzählte mir eine Freundin, dass sie völlig empört aus einer meiner Yogastunden gekommen war und auch andere Schüler beschwerten sich bei mir. Und das lag an dem Vertretungslehrer. Denn zu Beginn der Stunde erklärte er erstmal: „Also ich unterrichte jetzt einfach nur Yoga.“  Dabei schwang deutlich mit: „… nicht so einen modernen Kram„. Bei den Schülern, die gern in meine Klasse gehen, kam das nicht gut an. Auch wenn man mit dem Yoga Stil, den man vertritt nichts anfangen kann, ist es in so einem Fall besser einfach mal den Mund zu halten. Lästern über andere Stile? Geht gar nicht und ist mittlerweile einfach nur noch langweilig. Es gibt da so ein schönes Kinderlied: „Meins oder deins was für ’ne blöde Frage…“.
  5. Schüler nicht abwerben.  Jivamukti Gründerin Sharon Gannon gab uns diesen wertvollen Rat mit. Vertrete niemals eine Stunde mit dem Hintergedanken, die Schüler zu dir abzuwerben. Auch wenn die Konkurrenz unter Yogalehrern groß ist und vielleicht am Anfang noch nicht viele Schüler zu dir kommen. Keep your Karma clean und vertraue darauf, dass die Schüler mit der Zeit und wenn Du dich weiterentwickelst automatisch zu dir kommen.

Übrigens: was für die Lehrer wichtig ist, gilt auch für die Schüler. Da passieren die dollsten Sachen, Leute drehen auf der Ferse um, stöhnen wenn ihr Lehrer mal nicht da ist, oder beschweren sich lauthals, dass der Stundenplan nicht rechtzeitig aktualisiert wurde.

Vertretungslehrer tun meist ihr Bestes und sind darauf angewiesen auf offene Schüler zu treffen. Den yogischen Gleichmut stärkt es ungemein wenn wir annehmen lernen, dass etwas mal ganz anders läuft als geplant.

 

Let’s roll out our mats

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HEIKE

Wie ich wieder mehr Ruhe in mein Leben eingeladen habe und warum ausgerechnet ein Kameramann mich an die weibliche Kraft erinnert hat.

In den letzten Monaten war ich ziemlich eingespannt in ein großes Filmprojekt. Ich rannte von A nach B, telefonierte gefühlt permanent und kümmerte mich um mindestens 8 Sachen gleichzeitig. Ständig am machen und tun, ständig aktiv. Organisieren, einkaufen, ach ja und da war ja auch noch eine Familie, die umsorgt werden will. Die to do Liste wird immer länger. Ein tägliches Ringen alles unter einen Hut zu kriegen. Nach einem Dreh bin ich dann plötzlich ganz berührt: von meinem Kameramann. Denn ausgerechnet er hat mich an meine weibliche Kraft erinnert.

Wie mich ausgerechnet mein Kameramann an die weibliche Kraft erinnert hat

Beim Dreh geht alles unter Zeitdruck, schnell muss es gehen. Manchmal ist es wie auf dem Bau. Gegessen wird wo es gerade etwas gibt, im Zweifel Fritten am Imbiss. Das Gegenteil von vegan veggie und crazy sexy Diet. Argumente fliegen durcheinander, es geht um Ideen, die umgesetzt werden. Wer ist am lautesten, wer setzt sich durch? Mein Kameramann diesmal ist besonders. Leise, bedacht, ruhig. Nimmt Ideen an, versucht sie umzusetzen, kein Gezerre keine unnötigen Diskussionen, statt dessen Zuhören, Verstehen wollen. Er setzt seine Ideen um, ist dabei freundlich, eher leise und rücksichtsvoll. Meine Oma Lotte hätte gesagt:

„Da könnte sich so mancher eine Scheibe abschneiden“.

Ich auf jeden Fall.

Es entsteht ein Flow, der mich berührt. Kreativität, die richtig Laune macht. Zuhause überlege ich was mich so berührt hat und plötzlich ist alles klar.

Yin und Yang – zwei Kräfte – eine Harmonie

Was mich so berührt hat, war eine Kraft. Eine weibliche Kraft. Jeder Mensch hat das Prinzip von Yin und Yang in sich. Um in Harmonie zu sein ist es wichtig, dass diese beiden Pole ausgeglichen sind. Yin steht für das weibliche Prinzip, die weibliche Kraft:

Leise sein, langsam gehen, kreativ sein, fließen lassen, Ruhe zelebrieren, passiv sein und auch mal nichts tun, Yin steht für die Nacht, Dunkelheit, Stille, die Kraft des Mondes, Weichheit zulassen, empfangen, nach innen zu gehen, loslassen, fühlen, Vertrauen, Hingabe.

Yang steht für das männliche Prinzip:

Aktiv sein, laut reden, Ziele verfolgen, nach außen streben, festhalten, Kontrolle, kämpfen, Impulse geben, dynamisch, leistungsorientiert, die Kraft der Sonne, Licht, physische Stärke.

Wenn wir zu sehr in einem dieser Prinzipien festhalten, dann kommt es zu einer Dysbalance. Dabei gibt es unterschiedliche Menschentypen, solche, die eher eine ruhigere Yin Energie haben und die, die eher mit Yang Energie ausgestattet sind. Dazu kommt natürlich auch noch das Umfeld. Nach meiner Beobachtung wird im heutigen Arbeitsalltag vor allem viel Yang Energie, also Kraft des männlichen Prinzips verlangt. Zielstrebigkeit, Leistungswille und Aktivität. Wenn Du dich in einem solchen Umfeld wiederfindest ist es sehr heilsam die Yin Energie, die weibliche Kraft zu stärken.

Tipps die weibliche Kraft zu stärken
→ Weniger tun. Unwichtige Dinge absagen, wenn möglich Auszeiten nehmen, den Tagesplan radikal abspecken, weniger Verabredungen und mehr Zeit für Stille. 

→Ruhige Yogaformen üben, d.h. neben den dynamischen Stilen auch mal ruhige Yin Yoga Sequenzen üben, oder (das versuche ich gerade) das Weiche in dem Kraftvollen zu stärken, also durchaus dynamisch Yoga zu üben aber mit viel Milde ohne zu pushen, den Körper zu stärken, aber ihn dabei weich zu lassen. Weniger tun beim tun.

→Muße zelebrieren. Wirklich einfach mal gar nichts tun. Kein Internet, kein Fernsehen, kein Handy, kein Buch lesen, nur Atmen und der Atem kommt ja zum Glück von allein.

→Alles ganz langsam machen. Eins nach dem anderen, kein Multitasking, sondern bewusst ein bei ein oder wie unsere Sanskritlehrerin Manorma immer sagte: Papa Pada Schritt für Schritt. 

Mal wieder Zeit in der Natur verbringen. Am besten an ruhigen Orten, Seen, Wäldern, Bergen. Darüber hat auch Yogeswari in ihrer Jivamukti Master Class gesprochen.

 Dich mit Freude an die weiblichen Aspekte erinnern und deine ganz eigenen Wege finden diesen mehr Raum zu geben. 

Ich zumindest erinnere mich jetzt öfter daran:

Slow down, take it easy.

 

 

Foto: Yvonne Schmedemann

 

 

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