Felix Finkbeiner ist das lebendige Beispiel dafür, wieviel du als Mensch erreichen kannst, wenn du eine klare Vision hast. Und ein Umfeld, das dich unterstützt. Aber auch: das Alter überhaupt keine Rolle spielt. Mit neun Jahren und einem Referat in der Schule setzt er sich ein kühnes Ziel: in jedem Land der Welt 1 Millionen Bäume pflanzen.
Noch als Grundschüler gründet er die Initiative Plant-for-the-planet, spricht vor der UN und tritt eine Welle los. Mittlerweile denkt er noch größer. 1000 Milliarden Bäume will er auf der ganzen Welt pflanzen. Er ist überzeugt: Klimawandel geht uns alle an. Wie es dazu gekommen ist, warum er so groß denkt und wie er es geschafft hat, schon sehr früh soviel auf die Beine zu stellen, erzählt er im Interview.
Mit deinem Referat zum Thema Klimawandel in der vierten Klasse ging alles los. Erzähl mal, was ist da genau passiert.
Felix Finkbeiner: Ich weiß noch genau, wo ich in der Klasse saß. Für das Referat habe viel über Wangari Maathai gelesen und war sehr beeindruckt. Sie war die erste Frau, die den Friedensnobelpreis in Afrika erhalten hat und ein großes Vorbild für mich. 30 Millionen Bäume hat sie gepflanzt. Und ich habe dann gesagt: Wir sollten in jedem Land der Erde 1 Millionen Bäume pflanzen. Das habe ich dann meiner Klasse vorgeschlagen.
Meine Lehrerin war von Anfang an sehr unterstützend. Sie hat gesagt: „Mach das!“. Und sie hat uns geholfen den ersten Baum bei uns an der Schule zu pflanzen. Außerdem hatten wir das große Glück, dass zwei Lokaljournalisten über uns berichtet haben. So haben andere Schulen davon erfahren. Zuerst hat eine Schule im Nachbardorf auch einen Baum gepflanzt. Dann kam ganz schnell eins zum anderen. Ein älterer Schüler hat uns eine Webseite gebaut und so ging alles los.
Wie ging es weiter und wie wurde daraus eure Initiative Plant-for-the-planet
Felix Finkbeiner: Ich habe dann ein paar Vorträge in verschiedenen Schulen gehalten. Eigentlich genau das Referat vom Anfang. Relativ viele Journalisten haben dann über uns berichtet. Nach einem Jahr hatten wir schon 50.000 Bäume gepflanzt und es wurde eine kleine Pressekonferenz organisiert. Wir haben gar nicht viel erwartet. Mein Vater hat mir auf der Hinfahrt noch gesagt: „Sei nicht enttäuscht, wenn keiner kommt. Es ist so oder so eine spannende Erfahrung.“
Es kam ganz anders. Wir hatten 500 Medienergebnisse. In alle wichtigen Tageszeitungen in Deutschland wurde darüber berichtet. So wurden wir von einem Tag auf den anderen bundesweit bekannt. Dadurch haben sich unglaublich viele Schulen angeschlossen. Unglaublich wie schnell das ging und mit wie wenig Ressourcen wir das geschafft haben.
Wie bist du auf die Idee gekommen selbst etwas zu tun?
Felix Finkbeiner: Es schien … ganz klar. Wangari Mathari war mein Vorbild. Sie kam aus einer armen Familie in Kenia und hat es geschafft. Sie ist eine unglaublich fantastische Frau, weil sie damals nicht nur aus ökologischen Gründen angefangen hat Bäume zu pflanzen, sondern sie hat Bäume als politisches Symbol genutzt. Sie hat dafür gesorgt, dass Frauen bezahlt werden dafür Bäume pflanzen. Viele haben dadurch das erste Mal eigenes Geld verdient. So hat sie Bäume genutzt, um gegen die Gender Politics anzukämpfen.
Also war dein Motto: Wenn Wangari das schafft unter so schwierigen Bedingungen, dann schaffe ich das auch?
Felix Finkbeiner: Genau, das war eine ganz einfache Schlussfolgerung:
Sie ist ein wunderbares Vorbild. Bis heute, weil ich über die Jahre ihre Arbeit noch besser kennengelernt habe. Sie hat einfach viele fantastische Dinge gemacht.
Wann entstand aus der Idee ein konkretes Ziel?
Felix Finkbeiner: Ich habe gleich im ersten Referat gesagt: das Ziel ist in einem Jahr 1 Millionen Bäume zu pflanzen. Ich habe damals nicht gedacht, dass das ein relevanter Moment in meinem Leben sein wird.
Bei der Pressekonferenz ein halbes Jahr später habe ich gemerkt: es wird eine Bewegung? Das war ein wichtiger Moment. Danach haben wir dann auch angefangen Plant-for-the-planet richtig zu organisieren. Wir haben unsere erste Mitarbeiterin eingestellt, haben dann mit unseren Akademien gestartet, also Workshops in denen wir Kinder zu Botschaftern ausgebildet haben.
Was hat dir geholfen so früh schon so viel auf die Beine zu stellen?
Felix Finkbeiner: Das Wichtigste ist natürlich, dass sich uns so viele Menschen angeschlossen haben. Menschen die mitgeplant haben und mitgemacht haben.
„Wichtig war aber auch – es einfach zu machen. Und es so leicht wie möglich zu gestalten, so dass jeder mitmachen kann.“ Felix Finkbeiner
Zudem war unsere Botschaft sehr einfach: Wir sind Kinder, die Bäume pflanzen. Das war natürlich am Anfang noch leichter als wir 9 oder 10 Jahre alt waren, weil es eine sehr starke Geschichte ist.
Du persönlich bist wahrscheinlich unheimlich gewachsen in der Zeit, was hat dir am meisten geholfen deinen Weg zu gehen?
Felix Finkbeiner: Ich habe sehr viele wertvolle Menschen um mich herum, die mir in der Zeit sehr viel begebracht haben. Mein Vater zum Beispiel war besonders wichtig. Er ist selber Unternehmer und hat mir den Mut beigebracht solche verrückten Sachen zu machen. Dann natürlich meine Lehrerin, die mich sehr motiviert hat. Damals war noch Michael Durach der Inhaber von Develey ganz wichtig. Also Leute, die einen einfach ermutigen, dass man solche großen Ideen wirklich umsetzen kann.
Was würdest du Menschen empfehlen, die eine Idee haben aber sie nicht umsetzen?
Felix Finkbeiner: Ich würde es einfach probieren. Denn ganz oft klappt es und ist erfolgreich. Ein wunderbares Beispiel ist Greta Thunberg. Sie setzt sich einfach auf die Straße – ohne irgendwelche Ressourcen. Jetzt demonstrieren dank ihr mittlerweile 100000nde Kinder auf der Welt für den Klimaschutz.
Sie zeigt, wie einfach es manchmal ist etwas Großes loszutreten.
Was ist deine Vision für die Zukunft?
Felix Finkbeiner: Wir haben ein Riesenziel vor uns: die 1000 Milliarden Bäume. Wenn wir es wirklich schaffen den Baumbestand auf der Welt um 30% zu erhöhen, dann würde das soviele Dinge zum Guten verändern. Es würde der Klimakrise helfen, die Artenvielfalt schützen, wir könnten unheimlich viele Arbeitsplätze schaffen.
Was ist dir persönlich so wichtig daran etwas gegen den Klimawandel zu tun?
Felix Finkbeiner: Ich glaube es ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Es geht nicht um die nächste Generation, sondern es geht um unsere Generation. Die meisten Kinder und Jugendlichen, die bei unseren Akademien dabei sind, werden in 2100 noch leben. Wir werden also die Auswirkungen der Klimakrise ausbaden.
Und Klimakrise heißt nicht nur Dürren und Lebensmittelknappheiten, sondern es wird auch bedeuten, dass unsere politischen Konflikte schlimmer werden. Ein Beispiel ist dafür Syrien. Syrien hat in den Jahren vor dem Bürgerkrieg die großte Dürre in 900 Jahren erlebt. Das ist das Ergebnis einer Nasastudie, die das untersucht haben. Es war in 900 Jahren nie in Syrien so trocken. Als Resultat sind 80% der Herdentiere eingegangen und 800.000 Bauern sind vom Land in die Städte geflohen. Das hat natürlich zu einer aufgeheizten Stimmung beigetragen. Klar, es kam der arabische Frühling und es gab noch ganz viele andere Faktoren, die da wichtig waren. Ich will damit auch nicht behaupten, dass der Bürgerkrieg nur das Ergebnis der Klimakrise war, aber sie hat auf jeden Fall dazu beigetragen.
Das zeigt uns ganz deutlich, dass die Klimakrise auf jeden Fall auch Konflikte und Kriege bedeuten kann in Zukunft. Wir sind ja gerade erst am Anfang. Wir haben erst ein Grad Temperaturanstieg und schon zwei Grad sind um ein Vielfaches schlimmer.
Und seitdem ist es auch klar, das man eine Verantwortung hat, den Einfluss zu nutzen, den man hat.
Mehr über Felix Finkbeiner und wie du seine Arbeit aktiv oder durch Spenden unterstützen kannst, findest du unter www.plant-for-the-planet.com
Felix Finkbeiner spricht vor der UN: