Katrin und Arne kenne ich seit 4 Jahren. Durch Zufall bin ich damals in ihrem Surfcamp in El Palmar gelandet. Mittlerweile komme ich jedes Jahr mindestens einmal zurück. Auch, weil Katrin und Arne mit ihrem Traum vom eigenen Surfcamp in Andalusien, einen bezaubernden Ort geschaffen haben. Und ein Camp in dem eine offene und wohlwollende Stimmung herrscht.

Dabei fing alles vor 13 Jahren mit einer lockeren Idee an. Mit viel Improvisation und Flexibilität ist ihr Surf- und Yogacamp über die Jahre gewachsen. Und ihre Familie auch. Sie haben mittlerweile 2 Kinder und knapp 20 Mitarbeiter. Im Interview erzählen sie wie alles angefangen hat und was ihre größten Learnings auf ihrem Weg waren.

Wie seid ihr überhaupt hierhergekommen?

Arne: Die Vision von dem Ort hat sich entwickelt. Der Ort hat uns gefunden. Weil ich in einem Surfguidebuch eine Seite aufgeschlagen hatte: Andalusien und da wollte ich dann immer hin. Jahrelang. 

Dann gab es noch das Buch von Paulo Coehlo „der Alchemist“.  Die Hauptperson war auch hier in der Gegend. Ist von hier nach Afrika rübergesetzt. Andalusien hat sich so gut angehört, finde ich. Und als ich das erste Mal hier war, war es genau, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die hügelige Landschaft, super Wellen, Strand. Und die Leute waren nett. Es war alles super und dann war ich nochmal hier und nochmal.

Katrin: Und dann waren wir mal zusammen hier.

Arne: Ich hatte damals schon mit meinem Freud Chris darüber gesprochen. Meine Idee war: hier muss ich ein Surfcamp machen. Weil du direkt am Strand wohnst und das ist so stressfrei.

Was genau hat euch daran gereizt?

Arne: Das war der Traum am Meer zu leben und zu surfen. Was eigenes, also ein eigenes Business zu machen, war am Anfang gar nicht so die Idee.

Katrin: Ja. Die Idee war am Strand zu leben und am Strand zu arbeiten.

Arne:  Das hat sich dann alles nach und nach entwickelt. Und diesen Traum am Strand zu leben, den hatten alle früher.

Katrin: Alle deine Freunde (lacht).

Arne: Ja, alle die ich kannte, wollten später mal am Strand leben.

Was habt ihr damit verbunden am Strand zu leben?

Arne: Es ging um die Freiheit dabei. Barfuss am Strand zu sein, ist ein besonderes Gefühl. Wenn man barfuss am Strand steht und auf das Meer guckt. Das ist eine andere Welt. Und das wollte ich.

Ich glaube, wenn man so einen Traum hat, dann kommt man irgendwie dahin. Auch wenn man noch nicht so genau weiß wie.

Wie habt ihr euren Traum dann umgesetzt?  

Arne: Ein Bekannter hat die Webseite entworfen 2005 und dann kamen halt ein paar Leute.

Katrin: Sechs Leute hatte wir glaube ich in der ersten Saison. Ich habe gekocht und den ganzen Servicebereich gemacht.

Arne: Wo jetzt 20 sind, waren wir damals zu zweit.

Und wie entwickelte sich das dann weiter?

Arne: Zur Anfangszeit des Camps waren wir immer noch zwischendurch in Hamburg. Im Mai, Juni, August. Und haben dort im Sommer gearbeitet.

Katrin: Gejobbt, gekellnert. Wir konnten mit dem, was wir hier verdient haben die Unkosten zahlen. Aber wir hatten nichts zum Leben übrig.

Im Nachhinein war die erste Saison aber auch total krass. Ich habe morgens angefangen das Frühstück zu machen. Dann haben wir mit den Leuten gefrühstückt. Danach abgewaschen und saubergemacht, dann bin ich auch immer mit zum Surfen …

Arne: … dann Mittagessen mit den Leuten, danach Theorie und zwischendurch noch Einkaufen…

Katrin: …dann kochen und die Abende mit den Leuten verbracht. Und an den freien Abenden haben wir sogar noch mit den Gästen Ausflüge gemacht. Wir waren am Anfang so begeistert, dass überhaupt Leute kommen und dann haben wir natürlich alles gegeben. Aber danach haben wir auch gemerkt, so geht das nicht. Wir brauchen auf jeden Fall ein eigenes Haus und in der dritten Saison haben wir einen Koch angestellt. Das war das erste, was ich dann abgegeben habe.

Wie hat sich eure Vision von dem Camp dann weiterentwickelt?

Katrin: Unsere Grundidee war von Anfang an: wir machen ein Surfcamp. Aber eins, das nicht nur auf Surfen ausgelegt ist und alles andere ist egal.

Es war die Idee, dass man auch das Drumherum schön macht. Gutes Essen, wie man das selber auch wollen würde und auch gute Unterkünfte. Und das Yogaangebot ist im Laufe der Zeit immer größer geworden. Das war von Anfang an aber auch unsere Idee. Wir haben es nur immer mehr ausgefeilt.

Arne: Ja die 4 Säulen.

Katrin: Gutes Essen, qualitativ guter Unterricht, gute Unterkünfte und guter Service.

Arne: Mir fällt noch ein, was ich früher dazu gedacht habe: die paar Gäste die hier waren, sollen mindestens wiederkommen.

Katrin: Uns ist wichtig, dass die Leute hier eine gute Zeit haben.

Wenn ihr so zurückblickt, was waren für euch auch die größten Hindernisse?

Arne: Die ersten beiden Jahre waren hart.

Katrin: Nach dem ersten Jahr haben wir uns eigentlich fast getrennt. Es war total anstrengend am Anfang.  Dieses ständige Zusammensein.

Arne: Und immer mit den Gästen.

Katrin: Genau, die ganze Zeit zusammen zu sein, aber nicht wirklich zusammen zu sein. Weil du zugleich die ganze Zeit mit Gästen verbringst. Das war das größte Hindernis, weil wir keinen Rückzugsort hatten.

Lag das auch daran, dass ihr am Anfang so begeistert wart?

Arne: Ja. Wir haben uns total aufgeopfert.

Katrin: Du bist ja auch so stoked, dass überhaupt jemand kommt und dein Angebot annimmt. Wir haben damals ja im Sommer erst die Internetseite gemacht. Im August war die fertig und im November haben wir angefangen. Das überhaupt jemand das Essen lecker findet und sagt, das ist der tollste Ort. Das trägt dich dann da durch.

Was sind die größten Learnings, die ihr beim Aufbau des Camps gemacht habt?

Katrin: Also als erstes kann ich sagen:

Gerade, wenn irgendetwas mal schief läuft. Nicht sofort zu verzweifeln, sondern wirklich zu erkennen: es wird schon einen Grund haben, warum das jetzt ausgerechnet passiert. Es gab auch schonmal eine Situation, wo ich dachte: es steht alles auf der Kippe. Und man wird so ein bisschen angegriffen, sag ich mal.

Zum Beispiel mussten wir vor einigen Jahren das Yogahaus von einem Platz hinter dem Camp abreissen. Das war hart. Wir hatten unser letztes Geld für dieses Yogahaus ausgegeben. Dann mussten wir das auf einmal wieder abreissen und für hohe Kosten wieder aufbauen. Da habe ich mich schon gefragt: warum das jetzt?

Und trotzdem habe ich dann immerwieder gedacht: das wird schon irgendwie seinen Grund haben. Also zu fragen: Was soll mir das jetzt sagen? Und das hat sich bei mir bestätigt. Denn dadurch, dass das Yogahaus jetzt vorne steht, haben wir eine ganz andere Außenwirkung bekommen. Vorher waren wir total versteckt hier. Nur mit unser kleinen Terrasse. Und spannenderweise haben wir uns dadurch jetzt als Familie vielmehr in dem Ort verwurzelt.

Der Ursprung war, das wir das Haus von hinten nach vorne umbauen mussten.  Dadurch hat sich plötzlich die Option eröffnet da eine kleine Surfschule hinzubauen. Dadurch entstand bei uns zum ersten Mal die Idee: wir könnten ja auch mal den Sommer hier verbringen. Und dann haben wir uns ein neues Haus zum Wohnen gesucht. Und wir haben uns plötzlich so richtig heimisch hier gefühlt. Alles als Resultat dieses Umbaus, den wir zuerst gar nicht wollten.

Ich merke immer wieder, es lohnt sich auch in der Krise entspannt zu bleiben, weil es eben so ist: „everthing happens for a reason“.

Arne: Das andere ist, dass man daran glauben muss, das es klappt. Wirklich zu Wissen, dass es klappt. 

Katrin: Und es ist wichtig Spaß bei zu haben. Der Spaß an der Sache bringt dich einfach so hoch, dass es das Positive anzieht, wenn wir jetzt beim Gesetz der Anziehung sind.

Gab es auch Situationen in denen das herausgefordert wurde? 

Katrin: Ja, als die Kinder auf die Welt kamen. Da waren wir plötzlich mehr auf das Personal angewiesen und hatten weniger Möglichkeiten hier zu sein. Da ist es mal nicht so gut gelaufen. Wir waren zu der Zeit schon ziemlich gewachsen und darauf angewiesen, dass Camp am laufen zu halten. Da gab es schon zwischendurch Situationen wo du dachtest: wie soll es jetzt weitergehen?

Da raus zu kommen war: zurück zur Base zu gehen. Also auf das zu vertrauen, was wir immer gut gemacht haben: das gute Surfen & Yoga, den Service. 

Das finde ich spannend.  Meinst du damit: sich in der Krise auf die eigenen Talente zurückzubesinnen?

Katrin: Genau. Auch in diesem ganzen Gewurschtel. Dann poppten plötzlich mehrere Surfcamps auf und dann gab es so ein Gefühl von Konkurrenz. Und wenn man dann selber das Gefühl hat, man ist durch die Kinder auch gar nicht so richtig am Start, wie man sein möchte. Das  hat uns ein bisschen verunsichert. Und da dann zurückzukommen und zu sagen: hey! Wir haben hier etwas, was wir gut können. Das ist das Surfangebot, das Yogaangebot und den Service. Und sich darauf Zurückzubesinnen, also zurück zur Base. Sich im Grunde in schwierigen Phasen auf die eigenen Kräfte zu besinnen. Und durch diese Krise auch zu lernen. Denn für uns hat das dazu geführt, das wir uns nochmal neu entschieden haben und mit stärkerer Kraft daraus zurückgekommen sind. 

Ihr seid sehr offen in dem Konzept, wie ihr das Camp führt. Ihr könntet es ja auch vegan oder makrobiotisch machen, aber ihr überlasst den Gästen die Wahl.

Katrin: Ja total. Das war für mich auch immer total wichtig, dass man viele Leute abholt. Also man kann den Leuten den Chia Pudding anbieten, aber Sie können auch das Salamibrot essen. Das möchte ich auch gar nicht bestimmen, ob jemand einen Kaffee trinkt oder ich sage: nee hier gibt es nur Ingwer Wasser. Da gibt es ja auch andere die sagen: im Yogacamp muss das so und so sein, aber ich würde das nicht bestimmen. Ich mag es Angebote zu geben. Und es gibt genug Leute, die das wirklich auch annehmen. Und mit neuen Ideen nach Hause gehen.

Was ist euch wichtig für das Camp?

Katrin: Für mich war es immer einen Raum zu schaffen, wo Leute sich wohl fühlen und total sie selber sein können. Und das ist witzigerweise auch passiert. Das macht auch der Ort hier. Und allein das es Yoga und Surfen zusammen gibt. Das schafft schon eine Offenheit.

Du hast nicht nur die Hardcore Surfer, die nur Schlitzen wollen und nur über Surfen reden. Und die Leute, die hier herkommen, finden genau das angenehm. Das war von Anfang an so, das ältere Leute hierhergekommen sind und gesagt haben: Gott sei Dank müssen wir hier nicht die ganze Zeit über Wellen reden.

Und beim Yoga ganz genau so. Es ist eben nicht wie im Ashram und es gibt jetzt halt nur das, sondern es bleibt auch im Weltlichen. Dadurch das beides da ist, sind die Leute, die hierher kommen auch offen. 

Was ist die Vision für die nächsten Jahre?

Unser Plan ist im nächsten Jahr international zu werden. Wir arbeiten auch an einer internationalen Seite. Unser Plan ist auch für die Wintermonate mehr Leute anzuziehen. Das ist nicht für jedermann, weil die Bedingungen etwas anders sind es ist etwas kälter. Aber das ist quasi unser nächster Traum. 

Mehr Infos zum Surfcamp von Katrin & Arne findest du hier.

Wenn du im nächsten Jahr mit mir nach El Palmar reisen möchtest. Der Termin für 2019 steht.

Fotocredit oben: Johnny

Strand von El Palmar, unten: Ricco Güttich

Strand in El Palmar

 

 

 

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