Eine regelmäßige Yogapraxis zu kultivieren, hat bei mir ehrlich gesagt drei oder sogar vier Jahre gedauert.  Ich war immer On und Off. Ich habe es mir vorgenommen. Manchmal hat es geklappt, genauso oft bin ich gescheitert. Und das obwohl ich wusste, dass es mir gut tut. Ist doch verrückt, oder?

Mittlerweile ist es zum Glück anders. Wenn ich nicht übe, kriege ich ein unruhiges Kribbeln in den Fingern. Es fühlt sich einfach nicht gut an.

Was mir dabei geholfen hat und hoffentlich auch dich dabei unterstützt eine regelmäßige Praxis zu finden, habe ich hier aufgeschrieben.

1. Der frühe Vogel, oder warum morgens der beste Zeitpunkt für deine Yoga Praxis ist

Lange Zeit habe ich abends geübt. Mit meinem Apprenticeship bei Jivamukti Yoga Berlin hat sich das geändert. Weil ich so viele Stunden üben musste, begann ich sehr viel morgens zu üben. Das übertrug sich auf meinen Alltag. Immer öfter stand ich ganz früh auf. Damit ich auch vor dem Aufwachen meiner Familie schon mit der Praxis fertig war.  Dies hatte zwar zur Folge, das ich manchmal viel weniger geübt habe, als ich es mir gewünscht hätte.  Dafür hatte ich meine Praxis – auch wenn es nur zehn Minuten waren.

Warum du mal ausprobieren solltest morgens zu üben, hat einen Hintergrund. Denn morgens ist deine Willenskraft am stärksten. Deshalb wäre es auch zu schade, wenn du morgens im Smartphone abdriftest und quasi dein kostbarstes Gut achtlos verplemperst: nämlich deine Aufmerksamkeit. Und damit auch deine Fähigkeit wirklich wichtige Dinge umzusetzen. Der Coach Brain Tracy hat ein ganzes Buch darübergeschrieben, das sehr lesenswert ist. (Link siehe unten).

Es heißt, dass Steve Jobs aufgrund dessen immer das gleiche Outfit getragen hat. Ob das stimmt? Wer weiß. Aber schon die Wahl deiner Kleidung verbraucht Entscheidungskraft und nagt an deiner Willenskraft.

Laughing Lotus Yogalehrerin Sheri Celentano etabliert ihre tägliche Praxis dadurch, dass sie ihre Matte direkt neben das Bett legt. So fällt sie quasi morgens als Erstes direkt darauf.

Es spricht natürlich nichts dagegen auch abends zu üben. Aber wenn du zum Beispiel Überwindungsprobleme hast, oder immer wieder an der Regelmäßigkeit scheiterst, lohnt es sich dem frühen Üben eine Chance einzuräumen.

2. Die Zeit für deine regelmäßige Yogapraxis fest in deinen Terminkalender einplanen

Je klarer wir unsere Vorhaben festhalten, umso einfacher ist die Umsetzung. Hier muss jeder seine ganz eigene Herangehensweise finden. Im Zweifel hilft das schriftliche Terminieren. Ich trage meine Praxis oft in meinen Tagesplan ein.

Wenn du versucht diese Zeit einzuhalten, wirkt das Wunder. Denn es wahrt deine Integrität und stärkt damit auch gleich deine Willenskraft für die kommenden Tage. Mir hilft es dabei nicht so streng mit den exakten Zeiten zu sein. Ich trage mir etwas ein und versuche es einzuhalten. Dann passe ich es aber den Gegebenheiten an. Wenn es mir zeitlich besser passt 2 Stunden später als geplant zu üben, dann verschiebe ich die Praxis. Aber wenn es im Kalender steht, dann tue ich es. Meistens zumindest.

Versuche alles, was du dir vornimmst auch wirklich einzuhalten. Dies stärkt dein Selbstvertrauen. Denn du hast ja quasi eine Verabredung mit dir selbst und wenn du diese absagst, hinterlässt das Spuren. Wer will sich das nächste Mal mit jemanden verabreden, der einen eiskalt sitzen lässt …

3. Die Kraft der Regelmäßigkeit. Wie du deine Yogapraxis zu deiner Gewohnheit machst.

Eine der kraftvollsten Dinge auf dem Weg zu deiner regelmäßigen Yogapraxis ist die Gewohnheit. Wenn du etwas regelmäßig machst, dann wird es automatisch zur Gewohnheit. Dabei hast du die Wahl deine Gewohnheiten selbst zu bestimmen. Es erfordert nur etwas Willenskraft. Vor allem am Anfang. Meist hält uns das kurze Vergnügen von unserem Glück ab. Zum Beispiel morgens, wenn du im Bett liegst, deinen Kaffee trinkst und denkst:

„heute ist wirklich zu gemütlich… aber morgen fange ich wirklich an.

Die Meinungen wie lange es tatsächlich dauert bis eine Handlung zur Gewohnheit wird, gehen auseinander. Im Schnitt dauert es zwischen 21 und 66 Tagen. In dieser Zeit benötigst du Ausdauer. Danach hast du es geschafft und einen neue Gewohnheit gewonnen. Dabei ist es besser jeden Tag nur fünf oder zehn Minuten zu üben.  Anstatt gleich volle 90 Minuten einzuplanen und dafür aber nur einen Tag in der Woche zu üben.

Zum einen weil es die Gewohnheit stärkt zum anderen sagt Ashtangi David Keil , dass das Verletzungsrisiko sinkt, wenn du dreimal die Woche übst. Meiner Erfahrung nach fühlt sich das auch viel besser an.

Be faithful in small things because it is in them that your strength lies. Mother Teresa

4. Meine persönliche Empfehlung: die fünf x fünf Methode

Als ich immer wieder an meinem eigenen Anspruch gescheitert bin, habe ich eine Methode entwickelt, die mir endlich geholfen hat. Denn immer wieder nahm ich mir vor 60 oder 90 Minuten zu üben und dann habe ich es nicht geschafft. Irgendwann habe ich gedacht: Schluss jetzt! Ich fange ganz sutje an mit fünf Minuten Sonnengruß. Danach mache ich fünf Minuten Standpositionen, gefolgt von fünf Minuten Vorbeugensequenz, fünf Minuten Rückbeugen, fünf Minuten Abschlusssequenz und – that’s it. Insgesamt flotte 25 Minuten mit einem beliebig langem Savasana.

Dafür stelle ich mir einen Timer im Smartphone und wechsele nach jedem Signal in die nächste Sequenz. Häufig übe ich dann sowieso viel länger, weil es sich so gut anfühlt.

Versuche es mal wenn dir die Motivation fehlt.  Bei mir wirkt das Wunder. Ich steige ein mit einem mürrischen: „fünf Minuten Sonnengrüße geht schon irgendwie“ und meist bin ich nach dem dritten Sonnengruß nicht mehr aufzuhalten. Die scheinbar verflossene Liebe zur Praxis blüht wieder voll auf.  Wenn ich gar keine Zeit habe, reduziere ich das Ganze auf eine Minute pro Session – so habe ich eine 5-7 minütige Praxis.  Aber ich muss gestehen, das kommt selten vor.  Dafür mag ich die Yogapraxis zu gern.

5. Höre nicht auf dein Gefühl

Dies klingt radikal – aber es stimmt. Du kennst es sicher. So oft hast du keine Lust. Möchtest lieber Serien gucken oder deine innere Stimme versucht dich mit anderen Tricks und Verlockungen rauszureden. Manchmal ist es die warme Bettdecke, die dich zurückpfeift. Vor allem sind es deine inneren Selbstgespräche: „Jetzt ist es zu spät“. „Zehn Minuten lohnen sich nicht.“ „Morgen ist ein besserer Tag.“  Dein Gehirn arbeitet mit diesen inneren Stimmen sehr systematisch gegen dich. Meist ist das Bullshit.

Wenn du dieses Muster einmal erkannt hast, kannst du es leichter überlisten, indem du machst, was du dir vorgenommen hast.  Du hast die Ressourcen. Es ist eine Frage deines Fokus.

Es geht dabei vor allem um das Anfangen. Während der Praxis ist es natürlich wichtig in dich hineingehören und auf die Signale deines Körpers zu achten. So stellst du sicher, dass du eine lebenslange und nährende Praxis findest, die dich am Ende stärkt und energetisiert. 

Ich wünsche dir eine wundervolle Zeit auf der Yogamatte. Eine regelmäßige Yogapraxis ist so bereichernd.

Herzlich Heike

 Bücher, die mich inspiriert haben*:

    1. The Big Leap: Gay Hendricks = wenn du immer wieder rumeierst zwischen erfolgreich etwas umsetzen und dann aber in dein altes Verhalten zurückfällst.
    2. The Power of Habit: Charles Duigg = erklärt wunderbar wie Gewohnheiten entstehen und wie du sie verändern kannst.
    3. Eat that frog: Brian Trac= wenn du immer wieder die wirklich wichtigen Dinge nicht tust, ist dieses Buch Gold wert.
    4. Moving towards balance: Rodney Yee = der tolle Yogalehere Rodney Yee hat ein 8 Wochenprogramm entwickelt, in dem du deine Praxis aufbauen kannst. Besonders wenn du Inspirationen für deine Praxis suchst oder nicht weißt wo du anfangen sollt mit deiner Selbstpraxis ist das Buch empfehlenswert.

* die Buchtipps enthalten Amazon Affiliate Links.

 

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